Vergrauung

Mit der wird das Schwinden der ursprünglichen Farbe des frisch gehobelten Holzes durch UV-Strahlung und Witterung bezeichnet. Die UV-Strahlung löst im Holz das Bindemittel Legnin, das die Zellulose des Holzes zusammenhält und zu einem festen Werkstoff macht. Die Zellulose selber ist, wie man sie bei Papier oder als saugende Füllung in Baby-Windeln kennt, schlicht weiß. Durch die Witterungsbedingungen heften sich auch andere Organismen und Ablagerungen von feinsten Teilchen aus der Luft an. Diese sorgen dafür, dass die Oberfläche nach der Sonnenexposition nicht weiß sondern grau erscheint. Je mehr eine in Benutzung ist, umso mehr wird die Oberfläche durch die Reibung mit den Kleidungsstücken der Nutzenden sauber gehalten und umso mehr wirkt die Grautönung silbrig hell. Wenig genutzte Holzoberflächen werden entsprechend dunkler oder lagern gar Moose, Algen und Flechten an und werden durch diese "organischen Gäste" dann grün bis hin zu erkennbar bewachsen.

Die Vergrauung kann gehemmt werden durch eine besonders farbpigmentreiche dunklere Lasur, die für weniger durchdringendes UV-Licht sorgt und den Auflöseprozess hin zu Zellulose an der Oberfläche verlangsamt. Dies ist übrigens auch ein Grund, warum eine Lasur  regelmäßiger Wartung/ Erneuerung bedarf: Eine transparente Lasur lässt das Holz noch als Werkstoff erkennen, aber UV-Licht trifft durch die transparente Oberfläche auf das Holz und kann den Bindestoff Legnin lösen. Dadurch haftet die Lasur an der Oberfläche mit zunehmender Zeit an immer lockerer sitzenden Zelluloseteilchen. Verlieren diese ihre Haftung zum übrigen Holz, nehmen sie logischerweise die Lasur "huckepack" mit... und jährlich grüßt der Pinsel den Jägerzaun. Bei einer deckenden Lackierung, bei der kein UV-Licht an die eigentliche Holzoberfläche gelangt, kann unter der Lackschicht auch keine Vergrauung entstehen. Gleichwohl sind auch deckende Lackschichten regelmäßig auf Schadstellen zu prüfen und auch zu warten, damit kleine Fehlstellen nicht zu großflächigeren Abplatzungen führen. Im Vergleich sind lasierte Oberflächen aber auch von Ungeübten sehr leicht zur erneuern, deckende Lackschichten bedürfen aber einer gewissen Fachkunde und größerer Sorgfalt bei der Erneuerung.

Noch transluzenter sind regelmäßig Öle. Sie lassen viel UV-Licht hindurch und werden zudem selber durch UV-Strahlung abgebaut, so dass sie bei Bedarf noch regelmäßiger zu erneuern sind. Öle dienen mehr als temporäre Wassersperre: Geöltes Holz lässt Regen und Feuchtigkeit eher abperlen, so dass die Oberfläche des Holzes weniger Feuchtigkeit aufnimmt. Daher ist die Ölung von Oberflächen zu empfehlen, wenn optisch die spätere naturbelassene Vergrauung gewünscht wird, aber eine Holzart mit wasserlöslichen Holzinhaltsstoffen zum Einsatz kommt, deren Auswaschungen durch Regen umliegende Bauteile im Einzelfall längerfristiger verfärben könnte. Denn wasserlöslichen Holzinhaltsstoffe haben regelmäßig die Eigenschaft, dass sie, wenn sie erstmal aus der Holzoberfläche ausgespült wurden und auf anderen Flächen treffen und mit umgebendem Sauerstoff der Luft reagieren konnten, dann nicht mehr wasserlöslich sind und oftmals nur mechanisch zu entfernen sind. Andere Verfärbungen durch Holzinhaltsstoffe verschwinden jedoch mit der Zeit ebenfalls durch Witterung und UV-Licht und durch die Reaktion mit sauren Elementen wie kalkhaltigen Betonsteinoberflächen. Auswaschender Regen löst im Einzelfall nur die an der Holzoberfläche wasserlöslichen Holzinhaltsstoffe heraus, so dass nach erfolgter Vergrauung eine Auswaschungsgefahr extrem reduziert ist. Eine erfolgte Vergrauung der Holzoberfläche vermeidet die Auswaschung/Ausblutung des Holzes.