Geschichte

Rudolf Runge

(geb. 1883, gestorben 1978, Geschäftsführer 1908 bis 1978)

Das besondere an unserer Geschichte ist, dass wir nicht nur schon über 115 Jahre alt sind, sondern dass wir sogar seit mehr als einem Jahrhundert Garten- und Parkbänke entwickeln, herstellen und vermarkten. Teilweise sogar noch genau die gleichen. Wahre zeitlose Klassiker. Der Kaufmann Rudolf und sein Bruder, der Architekt, Alfred Runge gründeten ganz zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Firma Runge. Damals als "Runge & Co. Kunstgewerbliche Werkstätten Osnabrück". 1908 wurde das junge Unternehmen ins Handelsregister Osnabrücks eingetragen nachdem es zuvor bereits die Tätigkeit vom Betriebsgelände des väterlichen Bauunternehmens aus aufgenommen hatte.

Alfred Runge war der kreative Künstler, der die ersten Bankmodelle entwarf. Bänke in reiner Holzbauweise, die dem Jugendstil oder Klassizismus zuzurechnen sind. Das junge Unternehmen entstand zeitgleich zur Gründung und Bewegung des Deutschen Werkbunds. So warb Runge & Co. auch damit im Deutschen Werkbund Mitglied zu sein. Mit den Bänken, Tischen, Pergolen, Pflanzkübeln und anderen Außenraumelementen war Runge in den Jahrzehnten vor dem zweiten Weltkrieg auf verschieden Werkschauen, Baufachausstellungen und Gartenschauen vertreten. Runge wurde mehrfach auf solchen Ausstellungen mit einer Goldmedaille für die schönen Produkte ausgezeichnet. Selbst international. Auf der Weltausstellung in Paris 1937 - heute als Expo bekannt - stellte Runge im deutschen Pavillion das Bankmodell 070C vor und wurde dafür ebenfalls mit der Goldmedaille dieser internationalen Ausstellung geehrt.

Während Rudolf Runge im ersten Weltkrieg eingezogen wurde und die Geschicke des Unternehmens solange in die Hände treuer Mitarbeiter legen musste, konnte er im zweiten Weltkrieg die Geschicke des Unternehmens selber weiter lenken. Als holzverarbeitendes Unternehmen stellte Runge Kästen für die Gasmasken der Zivilbevölkerung her und nur selten Bänke und Außenmobiliar. Nach dem Krieg errichtete Rudolf Runge die Werkhallen in Osnabrück Fledder. Neben der Herstellung von Außenmobiliar suchte er sich zusätzliche Produktfelder und stellte für Küppersbusch Großküchen und für die englischen Kasernen in Osnabrück Fenster her. Nur so konnte Rudolf Runge für ausreichend Aufträge sorgen und jedem, der mal bei Runge beschäftigt war und ggf. aus Kriegsgefangenschaft zurückkehrte einen Arbeitsplatz garantieren.

Dr. rer. pol. Joachim Runge

(geb. 1931, verstorben 2020, Geschäftsführer 1956 bis 2020)

In den 50er Jahren trat Dr. Joachim Runge in die Geschäftsleitung ein. Dr. Runge führte das Unternehmen schnell zu dem erfolgreichen Anbieter kommunalen Außenmobiliars, das es heute ist. Das Privatkundengeschäft mit Gartenmöbeln ließ Joachim Runge auslaufen und konzentrierte sich auf Park- und Stadtmobiliar. Dazu baute er zusätzlich zur Holzverarbeitung und Malerei (Oberflächenbeschichtung) die Metallverarbeitung als neue und schnell wachsende Abteilung auf. Mit ihr wurden neue Bankdesigns möglich. So wurden nun neben Bänken in reiner Holzbauweise oder mit Gussfüßen auch solche mit Stahlfüßen hergestellt. Ferner wurden Betonfüße ins Programm aufgenommen.

Die wichtigste Innovation in den 60er Jahren wurde die Gründung der vierten Herstellungsabteilung, der Kunststoffverarbeitung. Während einige Mitbewerber in der Zeit auf Kunststoffleisten in Form von PVC-Leisten mit Holzkern setzten, ließ Runge sich von der damals neu in der Luftfahrtindustrie eingesetzten Technik des glasfaserverstärkten Polyesterharz Kunststoff (GFK) inspirieren und baute fortan Bänke aus GFK mit Stahlkern. Eine unverwüstliche und für die 70er und teilweise noch 80er Jahre typische Bankleiste. Aufgrund ihrer Stabilität und Langlebigkeit wurde sie auch zur Ausstattung großer Tribünen benutzt. Das größte Projekt war die Ausstattung des Aachener Reitpark Stadions. Heute sind diese Bänke zu den typischen Sitzbänken an den Küsten und insbesondere auf den Nordseeinseln geworden. Dort beweist dieses Material seine besondere Witterungsbeständigkeit nun seit Jahrzehnten. Für Professor Lindinger, Hannover setzte Runge zudem den Abfallbehälter CityBoy aus diesem hochwertigen Kunststoff um. Aufgrund seiner gelungenen Gestaltung wurde dieser Abfallbehälter 1985 sogar als ständiges Ausstellungsstück im Museum für angewandte Kunst in München aufgenommen.

In den 70er Jahren gelang der Durchbruch im Markt für öffentliche Abfallbehälter. Mit der Entwicklung des Compactboy gelang es einen schlichten Papierkorb zu entwickeln, der eine hocheffiziente und zuverlässige Funktion für die Stadtreiniger mit schlichtem Design für die Stadtgestaltung verband. Bis heute durfte Runge über 150.000 dieser Behälter in unterschiedlichen Ausführungen bauen. Es gibt heute viele Mülleimer, die dem Compactboy sehr ähnlich sehen, aber sich in der Funktionalität teils deutlich unterscheiden. Stuttgart wurde bereits in den 70ern zum wichtigsten Referenzkunden. Die Schwaben schätzen seine äußerst zuverlässige und wirtschaftliche Funktion bis heute.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands kamen in den 90er Jahren viele Aufträge aus den Neuen Bundesländern und Berlin. So lieferte Runge für die Gärten des Schlosses Pillnitz, Dresden klassische Parkbänke aus Holz und entwickelte ebenso die historische Gussfußbank mit Berliner Bären, die seit 1993 die Touristenmeile vom Brandenburger Tor (Unter den Linden) bis zum Alexanderplatz schmücken - gepaart mit Abfallbehältern Modell Swing.

Oliver Runge

(geb. 1973, Geschäftsführer seit 2001)

Seit 2001 werden die Geschicke des Unternehmens in der dritten Generation durch Oliver Runge gelenkt. Gemeinsam mit dem erfahrenen Mitarbeiterstamm gelingt es, die Marke Runge weiter auszubauen und die architektonische Ausrichtung des Produktprogramms zu stärken sowie die Flexibilität der eigenen Fertigung als Nutzen für Bauherren und Planer deutlicher herauszustellen. Mit Erfolg. Besonders aufgrund der qualifizierten Beratung unserer Kunden durch fest angestellte Landschaftsarchitekten im Außendienst konnten wichtige Projekte erfolgreich umgesetzt werden. So durften wir in den vergangenen Jahren viele Gartenschauen mit Bänken und Abfallbehältern beliefern und individuelle Entwürfe von Landschaftsarchitekten umsetzen. Nicht nur kommunale Bauvorhaben sondern auch gewerbliche Bauherren vertrauen auf die Rungequalität bei Außenmobiliar: So wurde auch das Legoland Deutschland komplett mit Bänken und Tribünenbestuhlungen von Runge ausgestattet.

 

  • Historische Postkarte mit Rungebank

  • Mehr als 115 Jahre Erfahrung

    Seit mehr als 115 Jahren entwickeln und produzieren wir bei Runge Sitzmöbel für den öffentlichen Freiraum in Gemeinden, Kommunen und Städten sowie ihren öffentlichen Einrichtungen wie Museen, Krankenhäusern, Schwimmbädern usw. Aber auch für gewerbliche öffentliche Räume wie Freizeitparks, Shopping-Malls, Einzelhandel, Werksgelände und Außenanlagen oder Dachterrassen von Verwaltungen.

    Seit mehr als 115 Jahren beschäftigen wir uns mit den Materialien und Eigenschaften, die für den langlebigen Einsatz im Außenraum und in der öffentlichen Nutzung durch jedermann nötig sind.

    Seit mehr als 115 Jahren bemühen wir uns, Konstruktionen zu schaffen, die langlebig sind und dennoch wartungsfreundlich im Fall der Fälle. Wir sind Freunde davon, auch Einzelteile im Bedarfsfall austauschen zu können und nicht das ganze Produkt "wegwerfen" zu müssen; eine Form der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit.

    Seit mehr als 115 Jahren entwickeln wir neue Formen, immer mit dem Ziel, möglichst zeitlos schönes Design zu schaffen, um dem Anspruch an die langfristige Nutzung gerecht zu werden. Kurzlebigen Trends zu folgen, ist im öffentlichen Außenraum zu kurz gedacht. Denn unsere Produkte müssen regelmäßig auch gestalterisch über Jahrzehnte ins Bild passen.

    Seit mehr als 115 Jahren achten wir auf eine sitzbequeme Geometrie und Ergonomie unserer Außenmöbel. Noch bevor ein Mensch das Laufen erlernt, kann er schon sitzen. Sitzen ist damit eine Urform der menschlichen Haltung. Angenehmes und entlastendes Sitzen für die unterschiedlichsten Menschen anzubieten, ist die Herausforderung bei Bänken und Sitzflächen im öffentlichen Freien.

    Runge & Scotland

    Der Mitbegründer unseres Unternehmen, Alfred Runge war Architekt und führte zugleich ein Architektur- und Gestaltungsbüro mit Eduard Scotland unter Runge & Scotland. Als solche haben die beiden Parkbänke zwar nur am Rande entworfen, aber mit bleibendem Erfolg. Einige ihrer Entwürfe finden sich noch heute in unserem Produktprogramm.

    Runge & Scotland waren im Gestaltungsbeirat der Kaffee HAG von Ludwig Roselius und entwarfen für HAG Werbung, Kaffee-Geschirr bis hin zur gesamten Innenarchitektur von Kaffeehäusern. Schließlich beauftragte Roselius die beiden auch mit dem Bau der Böttcherstraße in Bremen, der Verbindung von Rathaus und Weser, die bis heute eines der Wahrzeichen und ein Tourismusmagnet Bremens geblieben ist.

    Deutscher Werkbund - erste Künstler

    Die Kataloge aus dem frühen 20. Jahrhundert zeugen zudem davon, dass auch andere „erste Künstler“ (wie sie dort tituliert werden) in den Gründungsjahrzehnten für Runge Außenmobiliar entwickelt haben. So werden dort als künstlerische Mitarbeiter benannt:

    Professor Hugo Eberhardt, Offenbach a.M.
    Professor Paul Lang, Stuttgart
    Professor Carl Sieben, Aachen
    Professor William Lossow und Max Hans Kühne, Dresden

    Welche Produkte sie im einzelnen gestaltet hatten, konnte in unseren Archiven bisher leider noch nicht eindeutig zugeordnet werden.

     

  • Besondere Beziehung zu Berlin - Otto Suhr

    Nach der Wiedervereinigung durfte Runge 1993 den Bereich vom Brandenburger Tor bis zum Alexanderplatz in Berlin mit historschen Gussfußbänken und Abfallbehältern neu möblieren. Die Gussfüße zeigen dabei den Berliner Bären.

    Die Beziehung zu Berlin geht viel weiter und tiefer: Otto Suhr, Berlins regierender Bürgermeister vor Willy Brandt, war der Sohn von Clara Suhr, geb. Runge und Schwester unserer Unternehmensgründer Rudolf und Alfred Runge.

    Otto Suhr war übrigens auch Teilnehmer am Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee, der einen Entwurf als Grundlage für das deutsche Grundgesetz ausarbeiten sollte.

    Otto Suhr wurde 1957 zum Bundesratspräsidenten gewählt, verstarb aber vor Amtsantritt an Leukemie, so dass sein Parteifreund Willy Brandt sowohl das Amt des regierenden Bürgermeisters als auch die Bundesratspräsidentschaft übernahm.

    Als ehemaliger Bürgermeister liegt Otto Suhr auf einem Berliner Friedhof in einem Ehrengrab. Sein Vater, Hermann Suhr, wurde hingegen noch im Familiengrab der Runges in Osnabrück auf dem heute zum Landschaftspark gewandelten Hasefriedhof beigesetzt.